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Aufgewertet: Wie die Stadt zum Klinikum kam

Friedrichshafen / Lesedauer: 3 min

Aufgewertet: Wie die Stadt zum Klinikum kam
Veröffentlicht:17.06.2011, 14:05

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Das Spital zum Heiligen Geist von Buchhorn wird erstmals 1427 erwähnt, bestand aber sicher schon länger. 1491 ist von einem Altersheim für Kranke und Bedürftige die Rede, was im Statutenbuch der Stadt Buchhorn von 1571 bestätigt wird: Man konnte sich für das Alter ins Spital „einkaufen“.

Durch die Nutzung eigener Ländereien unterhielt sich das Spital selbst. In den besten Zeiten zur Mitte des 16. Jahrhunderts verfügte es über elf Güter. 1584 und 1738 wurde das Spital durch Brände zerstört und an gleicher Stelle, der Südwestecke der Stadtmauer, wieder aufgebaut. Das Haus wurde über Jahrhunderte von einem Spitalpfleger verwaltet. Aufgewertet wurde es erst lange nach der Stadtgründung Friedrichshafens , als im Juli 1868 Vizentinerinnen als Pflege- und Betreuungspersonal für alte Menschen einzogen.

b 1871 übernahmen die Schwestern auch die Krankenbetreuung. Gerade in Zeiten von Epidemiegefahr war es überaus fahrlässig, Gesunde und Kranke in einem Haus unterzubringen. Die medizinische Versorgung in Friedrichshafen war bis dahin überaus bescheiden: Frei praktizierende Chirurgen, also Wundärzte, waren erstmals um 1780 im Stadtgebiet ansässig, und erst in der bayerischen Zeit ab 1803 gab es erstmals Stadtärzte, die einen enorm großen Bezirk zu betreuen hatten. Die erste Apotheke in Buchhorn datiert von 1788. Bald nach der Stadtgründung richtete Apotheker Weismann in seinem Neubau in der Karlstraße eine Apotheke ein („Alte Apotheke“).

Erst 1887, in dem Jahr, als nach Einführung einer „Dienstbotenkrankenkasse“ breite Bevölkerungsschichten medizinische Betreuung in Anspruch nahmen, entschloss sich die Stadt Friedrichshafen, zur Entlastung des Spitals ein besonderes Haus für Kranke zu erstellen. Das 25-jährige Regierungsjubiläum von König Karl von Württemberg im Jahr 1889 gab einen wichtigen Anstoß: Statt die Gelder für Festlichkeiten bereitzustellen, legte der Monarch Wert darauf, dass damit der finanzielle Grundstock für den Bau eines neues Krankenhauses geschaffen wurde. Spenden von Einheimischen und ein Staatszuschuss erbrachten schließlich die nötigen Mittel für den Baubeginn. 1891 errichtete die Stadt auf einem großen Grundstück an der Ailinger Straße nach Plänen von Leibbrand unter Leitung des Stadtbaurats Batzill das nach dem Königspaar „Karl-Olga-Krankenhaus“ benannte Gebäude. Die Einweihung erfolgte 1892. Bis weit in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg betreuten vorwiegend Schwestern des Klosters Untermarchtal die Kranken. Man hatte indessen nicht mit dem enormen Bevölkerungswachstum der Folgezeit gerechnet. Schon bald erwies sich das Haus als zu klein und wurde um einen 36 Meter langen Anbau im Jahre 1914 erweitert.

Überaus großzügiger Neubau

Aufgrund der Kriegsereignisse war auch dies zu wenig. Mehrere Lazarettstandorte im Stadtgebiet waren einzurichten. So kamen Verwundete im Hüni-Heim, im Gebäude St. Antonius, im Königin Paulinenstift, im Lehrerinnenheim oder im Fabriksaal Bockner in der Friedrichstraße unter. Erst 1919 erfolgte eine Ausstattung des Krankenhauses mit modernen Apparaten. Das rasche Wachstum der Stadt führte 1938 zu einer weiteren Vergrößerung des Hauses. Nach den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg mussten die Kranken nach Kressbronn in den Sonnenhof und in das Hotel „Schiff“ evakuiert werden.

Nach dem baldigen Wiederaufbau folgten 1962 die Einrichtung einer Isolierstation und die Eröffnung einer staatlich anerkannten Krankenpflegerschule. Dank der Zeppelin-Stiftung konnte ein dringend erforderlicher Neubau des Krankenhauses überaus großzügig erfolgen: Nach 15 Jahren Planungszeit und Bildung von Finanzrücklagen aus den der Stiftung zugeflossenen Dividenden standen bis zur Eröffnung des Krankenhauskomplexes in Schnetzenhausen 1975 rund 120 Millionen DM zur Verfügung. Mit 460 Betten, einem akademischen Lehrkrankenhaus, der Krankenpflegeschule und dem Kindertageheim kann das Klinikum als eines der größten Bauprojekte gelten, das die Stadt realisiert hat. Zunächst bestand noch ein Parallelbetrieb im Karl-Olga-Krankenhaus. 1977 zog die letzte Krankenabteilung von dort aus. Damit wurde der Weg frei für den Umbau des Karl-Olga-Hauses in ein Altenpflegeheim, das 1979 in Betrieb ging.

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